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Workshop Kopfweiden-Schnitt – traditionelle Nutzungsformen erhalten und Biodiversität schützen

Kopfweiden beheimaten verschiedenste Insekten sind daher ein Lebensraum von unschätzbaren Wert. Um diese besonderen Bäume zu erhalten, wurde in Bernhardsthal ein Schnitt-Workshop durchgeführt und alles Wissenswerte rund um die Kopfweide erklärt.

Teilnehmer:innen des Kopfweidenschnitt-Workshops in Bernhardsthal.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem Kopfweidenschnitt-Workshop in Bernhardsthal.

Bernhardsthal. Kopfweiden sind lebendige Denkmäler traditioneller Landnutzung. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine spezielle Weidenart, sondern um Bäume, die aus besonderen Nutzungsformen entstanden sind: Früher wurden die Äste regelmäßig rückgeschnitten um sie für Brennholz, Flechtmaterial und Viehfutter zu verwenden. Dies führt zu dem charakteristischen breitstämmigen Wuchs der Kopfweiden mit der typischen „Igelfrisur“. Zudem markierten sie früher oft Grundstücksgrenzen und prägen auch heute noch das Landschaftsbild, insbesondere im Weinviertel.

Ökologisch sind Kopfweiden von unschätzbarem Wert. Ihre starken Borken und dicken Stämme mit großen Mulmkörpern, also das von Insekten und Pilzen stark zersetzte Holz im Inneren, bieten zahlreichen Tierarten einen Lebensraum. So kommen darin viele seltene Käfer vor, wie zum Beispiel der rechtlich geschützte Eremit (Osmoderma eremita): Dieser Rosenkäfer hat aufgrund der zunehmenden Seltenheit von sehr alten Bäumen in unseren Kulturlandschaften und Wäldern seinen natürlichen Lebensraum nahezu verloren. Kopfweiden können, richtig gepflegt, bereits nach ca. 20 Jahren einen geeigneten Ersatzlebensraum bieten. Neben Insekten leben zum Beispiel auch gefährdete Fledermäuse und Höhlenbrüter wie der Steinkauz (Athene noctua) in diesen Bäumen.

So vereinen Kopfweiden Kulturgeschichte und Artenschutz in einzigartiger Weise.

Der Eremit (Osmoderma eremita), ein Bewohner von Kopfweiden.
Der Eremit (Osmoderma eremita), ein Bewohner von Kopfweiden.

Im Gemeindegebiet von Bernhardsthal gibt es viele Kopfweiden, in der Regel handelt es sich um Silberweiden. Da sie heutzutage nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden, ist ihre Pflege durch regelmäßigen Rückschnitt unerlässlich, um diese traditionellen Landschaftselemente und wichtigen Lebensraum zu erhalten. Um Schäden oder gar den Verlust der Kopfbäume zu vermeiden, muss bei den Pflegearbeiten fachkundig vorgegangen werden.

Da das Wissen um diesen richtigen Schnitt, dem sogenannten „Schneiteln“, jedoch zunehmenden verloren geht, hat vom Land NÖ beauftragter Schutzgebietsbetreuer Florian Schneider (Büro V.I.N.C.A.) gemeinsam mit der Gemeinde Bernhardsthal und Baumpfleger Ben Schmidt („Schnittstelle Baum“) am Samstag, 22. Februar 2025, einen Workshop zum sachgerechten Schnitt von Kopfweiden veranstaltet. Finanziert wurde das Ganze mit Mitteln des Landes Niederösterreich und der Europäischen Union.

Direkt an einem Kopfweidenbestand vermittelte Florian Schneider spannende Einblicke in die Historie, Ökologie und Biologie dieser besonderen Bäume und der darin lebenden Tiere. Danach übernahm Ben Schmidt die praktische Anleitung. Er erläuterte die richtige Schnittführung und gab Tipps zur sachgerechten Pflege.

Die gemeinsam gepflegte Kopfweide war bereits stark überaltert, sodass der Schnitt aufwendiger ausfiel. „Wird die Pflege regelmäßig, also etwa alle drei bis spätestens fünf Jahre, durchgeführt, lassen sich die Arbeiten mit einfachem Werkzeug wie Astschere oder Handsäge schnell und unkompliziert erledigen“, so Schmidt.

Auch Bürgermeisterin Doris Kellner beteiligte sich aktiv am Workshop und betonte: „Wir möchten uns in den kommenden Jahren verstärkt für den Erhalt der Kopfweiden in unserem Gemeindegebiet einsetzen und stehen dazu bereits im Austausch mit der Schutzgebietsbetreuung.“

Das anfallende Schnittgut wurde gemeinsam verladen und von Amtsleiter Christian Schmaus, selbst Landwirt und Kopfweidenbesitzer, abtransportiert. „Wegen des Geldes pflegt man die Kopfweiden nicht, aber es ist eine Freude, seinen eigenen Kopfbaum zu erhalten – schließlich begleitet er einen viele Jahre“, so Schmaus.

Zum Abschluss ließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den sonnigen Tag bei einer stärkenden Jause, bereitgestellt von der Gemeinde Bernhardsthal, gemütlich ausklingen.